27.06.2016
5. Green Care-Tagung präsentierte innovative Betreuungsangebote für Jung und Alt
Welche wichtige Rolle aktive Land- und Forstwirtschaftsbetriebe bei der Betreuung von Kindern und älteren Menschen spielen können, stand im Mittelpunkt der 5. Green Care-Tagung, die am 23. Juni in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau (HBLFA) Schönbrunn in Wien stattfand. Einerseits beleuchteten Familienministerin Sophie Karmasin und Green Care Österreich-Obmann Robert Fitzthum aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und politische Antworten. Andererseits präsentierten einige Pionierbetriebe und eine Leader-Region ihren Weg, sich mit Hilfe von Green Care ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein zu schaffen. Auch heuer war die Veranstaltung wieder bestens besucht und lockte über 200 Green Care-Interessierte und Entscheidungsträger aus verschiedensten Sparten wie Landwirtschaft, Soziales, Gesundheit, Bildung und Familienpolitik an.
Karmasin: Ausbau von Kinderbetreuung im ländlichen Raum wichtig
Im ersten Teil der Tagung standen pädagogische Einrichtungen im Zentrum. „Es ist besonders wichtig, flexible Kinderbetreuungs-Angebote zu schaffen, die auf die Bedürfnisse der Familien auch außerhalb der großen Ballungszentren optimal eingehen. Green Care – Wo Menschen aufblühen ist hier ein guter Schritt für eine nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum, wo Vereinbarkeitsmaßnahmen für Frauen, wie etwa der Ausbau an Kinderbetreuungs-Einrichtungen, wichtig sind, um Absiedlung zu verhindern. Die Möglichkeit der Kinderbetreuung, zum Beispiel durch Tageseltern am Bauernhof, ist zukunftsweisend“, betonte Karmasin in ihrer Ansprache.
Fitzthum: Betriebe müssen Potenziale ausloten und Chancen entdecken
Laut Fitzthum gibt es aber noch viele weitere Herausforderungen. Demnach hatten über 30.600 Schülerinnen und Schüler in Österreich im Schuljahr 2014/15 einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Viele Kinder wissen auch kaum mehr etwas über die Lebensmittelproduktion oder sind fettleibig. Auf der anderen Seite sei es auch für Agrarbetriebe immer wichtiger, ihre Potenziale auszuloten, unterstrich der Obmann, der gemeinsam mit Nicole Prop, der Geschäftsführerin von Green Care Österreich, wichtige Fortschritte dieses Netzwerkes präsentierte, wie die zunehmende Zertifizierung der Betriebe.
Innovative Bauernhof-Kindergärten in Oberösterreich und Bayern
Die Bäuerin und gelernte Kindergarten-Pädagogin Bettina Haas präsentierte ihren oft recht steinigen Weg zur erfolgreichen Leiterin des Green Care-Betriebes „Franzlhof“, einem Bauernhof-Kindergarten im oberösterreichischen Pregarten, der mit zahlreichen Vorteilen für Kinder punktet. Unter völlig anderen Voraussetzungen aber mit einem ähnlichen Ziel hat die diplomierte Sozialpädagogin Friederike Becker im bayerischen Olching einen Bauernhof-Kindergarten aufgebaut, der zusätzlich Musikkurse und eine Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler anbietet.
Tagesbetreuung von älteren Menschen als Chance für Bauernhöfe
Der zweite Teil der Tagung widmete sich der Betreuung von älteren Menschen. Laut Fitzthum prognostiziert die Statistik Austria, dass die Anzahl der Über-65-Jährigen von 1,6 Mio. im Jahr 2014 auf 2,8 Mio. im Jahr 2060 ansteigt. Auch die Summe der Demenzkranken dürfte stark zunehmen. Thomas Wallisch, stellvertretender Landesgeschäftsführer des Roten Kreuzes Niederösterreich, betonte, dass Älterwerden mehr sein sollte „als nur trocken, warm und sauber“ zu sein.
Ein Betrieb, der genau diese Herausforderungen als Chance für sich erkannt hat, ist der Hof Hundsriegl im niederösterreichischen St. Anton an der Jeßnitz. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester Sandra Punz möchte auf ihrem Familienbetrieb ein Tageszentrum für zwölf ältere Menschen einrichten und Angehörige entlasten. Dass ein erheblicher Bedarf an Green Care-Angeboten speziell für ältere Menschen besteht, bestätigte die Bürgermeisterin von St. Anton an der Jeßnitz, Waltraud Stöckl.
Ein Betrieb, der genau diese Herausforderungen als Chance für sich erkannt hat, ist der Hof Hundsriegl im niederösterreichischen St. Anton an der Jeßnitz. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester Sandra Punz möchte auf ihrem Familienbetrieb ein Tageszentrum für zwölf ältere Menschen einrichten und Angehörige entlasten. Dass ein erheblicher Bedarf an Green Care-Angeboten speziell für ältere Menschen besteht, bestätigte die Bürgermeisterin von St. Anton an der Jeßnitz, Waltraud Stöckl.
Green Care als Schwerpunkt der LEADER-Region „Eisenstraße Niederösterreich“
Der Hof Hundsriegl ist Teil der LEADER-Region „Eisenstraße Niederösterreich“, die Green Care – Wo Menschen aufblühen zu einem strategischen Schwerpunkt erklärt hat, wie die Landtagsabgeordnete und Obmann-Stellvertreterin dieser LEADER-Region, Renate Gruber, darlegte. „Green Care ist eine Antwort auf die demografischen Herausforderungen und soll der Abwanderung entgegenwirken“, so Gruber. Daniela Fux, Direktorin des auch in dieser Region beheimateten Bildungszentrums Gaming bot Einblicke in das neue und österreichweit einzigartige Green Care-Bildungsangebot ihres Hauses. So kann man sich dort etwa zum „Diplomierten Green Care-Coach“ zertifizieren lassen. „Green Care ist für unsere Schule nicht Sozialromantik. Es muss unter dem Strich etwas dabei herauskommen“, so Fux.
v.l.: Abg. z. NÖ Landtag Bgm.in Renate Gruber (Obmann-Stv.in LEADER-Region „Eisenstraße Niederösterreich“), FSD Dipl. Päd.in Ing.in Daniela Fux (Direktorin Bildungszentrum Gaming), Bettina Haas (Bäuerin, Kindergartenpädagogin und Leiterin des Green Care-Betriebes „Franzlhof“), Dr. Sophie Karmasin (Bundesministerin für Familien und Jugend), KDir. Ing. Robert Fitzthum (Obmann Green Care Österreich), Mag.a (FH) Nicole Prop, (Geschäftsführerin Green Care Österreich), GPO Waltraud Stöckl (Bürgermeisterin St. Anton/Jeßnitz), Thomas Wallisch (Landesgeschäftsführer-Stv. Rotes Kreuz NÖ)